Singen erhöht die Lebensfreude in jedem Alter.

 

Als ich ein Kind war, sang mir meine Mutter sehr oft abends am Bett ein Lied vor. Ich erinnere mich gern, wie geborgen und geliebt ich mich dann gefühlt habe. Meine eigenen Kinder habe ich auch mit Liedern beruhigt und getröstet. Schon Neugeborene kennen ganz genau die Stimmen ihrer Bezugspersonen. Hören sie diese, beruhigen sich Babies und Kinder rascher.

Singen andere Personen etwas vor, die das Kind bisher noch wenig kennt, können sie bei ihm bald freundliches Interesse finden. Das erleichtert den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses. So wird z.B. in Spielgruppen viel gesungen. Auch manche Babysitter, Opas, Omas, Tanten, … singen mit Kindern und natürlich wir Erzieher und Erzieherinnen im Familienzentrum Menschenkinder. Wir singen beim Spielen im Stuhlkreis, bei Geburtstagsfeiern, im Spatzenchor und Bibeltreff, bei jahreszeitlichen Festen oder Gottesdiensten und oft auch einfach zwischendurch. Im Sommer, wenn wir wieder neuen Kindern bei der Eingewöhnung helfen werden, spielen Lieder eine besonders wichtige Rolle. Wenn im Tagesablauf ein bestimmtes Bergüßungslied und einige andere einfache Lieder immer wiederkehren, gibt das (neuen) Kindern Sicherheit. Wo Vertrautes wiederkehrt, fühlt man sich zu Hause.

Aus dem Vorsingen wird rasch ein miteinander Singen. Besser ist es, wenige Lieder oft zu singen. Was wir gut können, macht uns besonders viel Freude. Im Kindergarten erfinden wir zu einigen Liedern auch passende Bewegungen. Kinder sind ja sehr bewegungsfreudig und lernen so ganz nebenbei Melodie, Rhytmus und Text des Liedes. Erwachsene haben ebenfalls Freude beim Singen beim Mitklatschen, oder beim Bewegen zu Musik. Miteinander Singen ist immer ein freudevolles Gemeinschaftserlebnis, das verschiedenste Menschen einander näher bringt.

Kinder, die spielen, darf man gern auch hören. Ob sie nun den brummenden  Motor eines fahrenden Autos nachahmen, Tierstimmen imitieren, oder eine kleine Puppe mit pipsender Oberstimme zum Leben erwecken. Alle Kinder üben so auf natürliche Weise schwierige Laute, was den Sprachlernprozess erleichtert. Ein Lied summen oder auf Silben singen, wie etwa „Lalalaa“ geht nicht schwer und es kann ja auch mal der Einstieg in ein Lied sein, um sich danach den Text des Liedes wieder wachzurufen. Ein Lied, das wir länger nicht gesungen haben, kann man ruhig mit dem Refrain oder am Liedende beginnen. Und welche Freude, da ist es ja als ganzes wieder abrufbar. Für Kinder ist ein altersentsprechend verständlicher Text beim Singen wichtig. Außer neuen Liedern singen wir gern auch traditionelle Lieder mit Kindern. Manchmal gibt es da schon Fragen zum Text, die besprochen werden müssen. Lieder werden in jedem Fall wortschatzerweiternd sein.

Alle Kinder mögen Lieder! Schon sehr junge Kinder sagen es, wenn sie ein Lied „nohmal“ (noch einmal) hören möchten. Bevor sie sprechen können, zeigen sie es indem sie in die Hände klatschen, dass sie erneut „Backe,backe Kuchen“ singen möchten. Erwachsene können ihnen die Freude am Singen vermitteln, indem sie darauf eingehen, auch wenn es ihnen selbst mal etwas zu eintönig vorkommt – schon wieder dasselbe Lied … ? Ja, und das wichtigste ist immer die Freude: Singen ist ein lebendiger fröhlicher Prozess, der gute Laune erzeugt. Es ist unwichtig, ob ungeübte Sänger gleich die richtige Melodie exakt treffen, obwohl auch das mit der Übung kommen wird. Singen verbessert die eigene Stimmumg wesentlich hin zur optimistischen Fröhlichkeit.

Mir persönlich sind Lieder wichtig, mit denen wir Gott loben oder uns im Glauben bestärken. Da gibt es ganz fröhliche und auch bedächtigere. Lieder können manchmal gut trösten und Geborgenheit im Glauben ausdrücken. Das verstehen schon Kinder und auch noch sehr alte Menschen, selbst demente Menschen. Ich las es gerade erst wieder, dass Menschen mit Alzheimer, die sich nirgends mehr heimisch fühlen können, weder bei einst vertrauten Personen noch in einer früher vertrauten Umgebung, sich durch das gemeinsame Singen von Liedern geborgen und zu Hause fühlen.

Es gibt viele Gründe für das Singen, ob allein oder mit anderen gemeinsam, immer erhöht es unsere Lebensfreude. Einer singt unter der Dusche oder im Auto, andere mit uns allen im Gottesdienst oder in einem Chor. Ich singe gern im Spatzenchor und auch sonst viel im Familienzentrum. Und übrigens, meine Stimme habe ich immer und überall dabei.

Anita Schindler-Kindermann

(Erzieherin im Familienzentrum Menschenkinder)